Eine Klasse für sich: Vintage® English Bulldog.

Wohl in keiner anderen Rasse gibt es so viele gravierende Unterschiede zwischen den verschiedenen Zuchtrichtungen wie bei den alternativen Bulldoggen. Für den, der sich anfängt, für eine gesündere Variante der englischen Bulldogge zu interessieren, tut sich ein schier unüberschaubares Gebiet auf. Die Einkreuzung unterschiedlichster Rassen in die englische Bulldogge sorgen für ein völlig uneinheitliches Bild, was Typ, Größe, Wesen und Farben betrifft – ja, selbst vor Langhaarvarianten schrecken manche nicht zurück. Man kann mit Fug und Recht sagen, daß es sich bei den alternativen Bulldoggen in Wirklichkeit nicht um eine einzige Rasse handelt, sondern um Richtungen, die wenig oder gar nichts miteinander gemeinsam haben, ja sich in ihrer Zielsetzung oft geradezu entgegenstehen.

Der OBCE e.V. hat in den letzten 20 Jahren in diesem Dschungel der Alternativzuchten eine klare, verläßliche Linie geboten hat und hat einen eigenen, patentrechtlich geschützten Namen für seine eigene, langjährige Zuchtrichtung (English Bulldog Olde Type aka EBOT) gewählt. Der Vintage® English Bulldog ist mehr als nur ein neuer Name (gibt es schon seit 10 Jahren) : er ist eine Garantie für eine Zucht und Aufzucht nach klaren Regeln und Richtlinien, für eine Zucht, die auf einer kleinen und überschaubaren Anzahl von Rassen aufbaut (nämlich im Wesentlichen englischer Bulldogge ohne Einkreuzung von Terriern) und für eine Zucht, die seit Jahren eine Vorreiterrolle im Hinblick auf die Gesundheit und Familienfreundlichkeit der Bulldoggen eingenommen hat.

Im Einzelnen heißt das: Nur Bulldoggen, die im OBCE e.V. als solche registriert und gezüchtet worden sind, dürfen Vintage® English Bulldog heißen. Um diesen Namen tragen zu dürfen, müssen sie dem eigenen Standard des Vintage® English Bulldog entsprechen; die Zuchttiere müssen die Zuchtzulassung des OBCE e.V. mit allen Gesundheitschecks durchlaufen haben und es muß von jedem ein DNA-Profil hinterlegt worden sein, um die Abstammung ihrer Nachkommen beweisen zu können. Nur der OBCE e.V. bietet Ihnen eine solche Qualität und umfassende Sicherheit in Zucht und Aufzucht – der Vintage® English Bulldog ist daher tatsächlich eine Klasse für sich

Noch eine Bulldograsse – warum?

Es hat in den letzten Jahrzehnten nicht an Versuchen von Bulldogzüchtern gemangelt, gesündere Alternativen zum modernen, gegenüber dem alten Typ dramatisch veränderten englischen Bulldog zu schaffen. Im OBCE wurde 2000 mit einer eigenen Zuchtrichtung begonnen, denn der „Olde English Bulldogge“, die älteste alternative Rückzüchtung auf einen anatomisch vernünftigen Bulldogtyp, gefiel zwar in Bezug auf Wesen, Fitness und Gesundheit,- unser Zuchtziel war aber ein deutlich kleinerer Typ (um die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Mehrzahl der Bulldogs 14 bis 18 Zoll groß (36 bis 46 cm) und wogen um die 20 Kilo). Andere Zuchtrichtungen stellten uns aufgrund der Vielzahl oder Art der daran beteiligten Rassen ebenfalls nicht zufrieden. 
„Olde English Bulldogges“ spielen im OBCE mittlerweile die Hauptrolle bei der Erzüchtung des „Vintage® English Bulldogs“; zur Erreichung der von uns gewünschten Größe werden aber in die alten Linien außerdem auch weiterhin gesunde englische Bulldoggen eingekreuzt.
Der Name Vintage® English Bulldog ist patentrechtlich geschützt durch
die Gründerinnen Frau M. Thul und Frau S. Thul, insofern gibt es diese Rasse auschließlich im Olde Bulldogge Club Europe e.V.

Geschichte

Die englische Bulldogge ist eine der ältesten Rassen der Welt. Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1631 zurück; schon um das Jahr 1200 wurden jedoch Bullenkämpfe mit Hunden abgehalten. Bis zum offiziellen Verbot solcher Kämpfe in England im Jahr 1835 war der Bulldog ein kräftiger, beweglicher, athletischer Hund. Er half dem Metzger, Bullen wieder einzufangen, indem er sie an der Nase packte und im Rückwärtsgang wieder in ihren Pferch zog. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte allmählich eine züchterische Veränderung ein, die den Typ massiv veränderte: die Beine und die Nase wurden immer kürzer, die Köpfe immer größer, die Rute verkrüppelt. Der englische Bulldog von heute hat aufgrund seiner extrem gewordenen Anatomie mit massiven Gesundheitsproblemen zu kämpfen und ist in seiner Lebensqualität oft eingeschränkt.

1875 wurde der Bulldog Club gegründet, der die Zucht der Rasse betreute, in 1892 kam der British Bulldog Club hinzu.
In den allerersten Rassehundeausstellungen in London gab es zahlreiche Klassen für Bulldoggen. Sehr gut besetzt waren damals die Klassen für Bulldoggen unter 18 Pfund (8,2 Kilo). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es folgende Einteilung: Rüden bis 45lb (20,5 kg), bis 55 lb ( 25kg) und über 55 lb (25kg); Hündinnen bis 35 lb (16 kg), bis 45 lb (20,5 kg) und darüber. Bulldogs zwischen 55 und 65lb ( 25 – 30 kg) waren in der Minderzahl und wurden als sehr groß empfunden.

Die älteste Rückzüchtung auf den alten Typ, der Olde English Bulldog,  bewegte sich im Durchschnitt eher in diesem oberen Größenrahmen (Rüden 60-80lb, Hündinnen 50-70lb). Heute, ca. 20 Jahre später gibt es im OBCE auch reinrassige OEBs, die mit 42-48 cm durchaus den mittelgroßen Bulldogtyp repräsentieren. Der Vintage® English Bulldog repräsentiert hingegen die früher bevorzugte kleinere Bulldogge, kräftig und beweglich. Die ältesten Linien gehen auf das Jahr 2000 zurück, die Rasse baut im Wesentlichen auf der englischen Bulldogge und dem Olde English Bulldogge auf. 

Aussehen

Knapp mittelgroßer, kurzhaariger Hund mit breitem Kopf, kurzem und sehr breitem Fang, breiter Brust, starken Knochen und kräftiger Bemuskelung. Insgesamt harmonische Proportionen und Bewegungen. Ideales Gewicht für Rüden 24 bis 35kg, für Hündinnen 18 bis 27 kg (bis 30/29kg vorläufig toleriert). Angestrebte Schulterhöhe bei Rüden 40 bis 45 cm, bei Hündinnen 36 bis 45cm (bis 48/46cm vorläufig toleriert).

Wesen

Überaus menschenliebend und extrem anhänglich. Aufmerksam, im Alltag ruhig und gelassen, draußen bewegungs- und spielfreudig. Er ist seiner Familie und engen Freunden sehr zugetan, Fremden gegenüber kann er reserviert sein. Als reiner Familien- und Begleithund liebt er Kinder bei entsprechender Sozialisation über alles. Ein gewisser Eigensinn sollte durch Motivation und Erziehung in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Der Vintage® English Bulldog ist kein Leistungssportler, macht aber mit großer Begeisterung Obedience, Suchspiele, Apportierspiele und Tricktraining oder Dogdancing. Bei geistiger Förderung blüht er auf und ist dann ein arbeitswilliger, lernfreudiger, aufmerksamer Begleiter, dem das Ablegen einer Begleithundeprüfung leicht fallen sollte. Inzwischen gibt es auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Vintage EBs, die als Therapiehunde, Schulhunde und Behindertenbegleithunde mit ihrer sozialen Intelligenz der Menschheit dienen.

Kopf

Eindrucksvoll, mit grimmigem Gesichtsausdruck. Der Umfang vor den Ohren gemessen entspricht in etwa der Schulterhöhe des Hundes.

Der Schädel ist breit, von vorn gesehen quadratisch durch ausgeprägte Wangenknochen und Bemuskelung.
Der Fang ist kurz und quadratisch, aber nicht extrem verkürzt. Der Nasenrücken muß noch deutlich vorhanden sein, die Nasenlänge beträgt ein Viertel bis ein Drittel der gesamten Schädellänge. Der Nasenrücken kann ganz leicht aufgebogen sein; er bildet idealerweise einen rechten Winkel zum Ansatz der Stirn (von Stop bis zu den Augenbrauen).  Die Nase endet in einem deutlichen Stop, von dem aus eine Furche über die Stirn und den Scheitel nach oben zieht.
Der Kopf ist von lockerer, aber nicht zu dicker Haut bedeckt, die wenige, möglichst dünne und kleine Falten am Fang und auf der Stirn bildet.

Fehler:
Schädel wesentlich höher als breit. Extrem verkürzte Nase oder extrem lange Nase. Extrem tiefer oder nicht deutlich ausgeprägter Stop.

Fang
Der Fang ist sehr breit, würfelförmig; mit etwas aufgebogenem Unterkiefer. Der Vorbiß beträgt maximal 2,5 cm und läßt die Nase etwas zurückgesetzt erscheinen (layback). Die Lefzen sollen nicht zu lang sein, den Unterkiefer aber vollständig bedecken.

Gebiß
Vorbiß, maximal 2,5 cm. Untere Eckzähne weit auseinander stehend.  Sechs Incisivi unten zwischen den Eckzähnen, die nebeneinander in einer leicht gebogenen Linie stehen. Sechs Incisivi im Oberkiefer. Vollständiges Gebiß wird angestrebt. Das Fehlen der P1 gilt nicht als Fehler.

Disqualifikation: Schiefer Kiefer (wry mouth). Rückbiß, Scherengebiß.

Augen
Rund, Augenlider möglichst anliegend, idealerweise ist beim geradeaus blickenden Bulldog das Weiße des Augapfels nicht sichtbar.
Die Augen liegen in etwa auf der Höhe des Nasenschwamms und möglichst weit auseinander, ohne jedoch von vorn gesehen über den Umriß des Kopfes hinauszuragen.
Braune Augenfarbe.

Fehler: Ektropium, Entropium.

Nase
Große, runde Nasenlöcher. Nasenschwamm schwarz, mit deutlicher Mittelfurche.

Fehler:
Enge Nasenlöcher.

Ohren
Rosenohren bevorzugt, aber Knopfohr erlaubt. Die Ohren sind möglichst klein und die Haut dünn. Sie sind weit hinten und oben am Schädel angesetzt.

Fehler:
Stehohren

Hals
Kurz bis mittellang, kräftig, von lockerer Haut bedeckt; unten mit den beiden typischen Falten vom Unterkiefer zur Brust. Diese Wamme soll deutlich, aber nicht extrem entwickelt sein.

Brust
Breiter Brustkorb mit gut entwickelter Vorbrust. Die Breite der Brust wird von vorn gesehen noch betont durch die stark bemuskelten Schultern und Oberarme.

Vorderläufe
Die Schultern sind breit und gut bemuskelt. Die Vorderbeine stehen durch den breiten Brustkorb bedingt weit auseinander, die Ellbogen liegen jedoch gut an. Von vorn gesehen verläuft die Innenseite der Vorderbeine gerade, die Außenlinie sieht nur durch die Bemuskelung nach außen gebogen aus. Die Knochen sind stark; die Ellbogen befinden sich in Höhe der halben Schulterhöhe des Hundes. Leicht nach außen gedrehte Vorderpfoten sind tolerierbar.

Fehler
zu lange Vorderläufe mit Hasenpfoten; zu dünnknochige Vorderläufe.

Vorderpfoten
Katzenpfoten. Rund, fest, gut aufgeknöchelt; etwas größer als die Hinterpfoten. Die Vorderpfoten dürfen ganz leicht nach außen weisen.

Fehler:
Stark nach außen gedrehte Vorderpfoten.

Rücken
Kräftig, kurz bis mittellang. Breite, gut bemuskelte Schultern. Die Oberlinie weist eine leichte Erhöhung über den Lenden auf (roach back), von wo aus die Linie zum Rutenansatz wieder abfällt. Dies ist nicht zu verwechseln mit einem durchhängenden Rücken. Der gesamte Rücken ist muskulös, fest, die Taille gut sichtbar.

Hinterläufe
Können etwas länger sein als die Vorderläufe. Gute Bemuskelung und Winkelung.  Etwas weniger knochenstark als die Vorderläufe. Von hinten gesehen verlaufen die hinteren Mittelfußknochen parallel.

Fehler:
Kuhhessige Stellung der Hinterläufe. Fehlende oder nur schwach ausgeprägte Winkelung.

Hinterpfoten
Fest, gut aufgeknöchelt.

Rute
Rutenansatz tief, mit einer starken Rutenwurzel, von wo aus sie sich schnell bis  zur Spitze verjüngt. Die Rute ist mittellang und endet in Höhe der Sprunggelenke. Sie wird vom entspannt dastehenden Hund gerade oder pumpenschwengelartig nach unten getragen, wobei die Pumpenschwengelform bevorzugt ist.

Fehler: Korkenzieherrute; Knickrute; verkürzte Rute; lustig getragene Rute beim entspannt stehenden Hund.

Fell
Kurz, eng anliegend, glänzend, ohne Unterwolle.

Farben
Bevorzugt sind Hunde mit weißen Abzeichen oder Schecken in den folgenden Farben: Alle Schattierungen von Rot bis Falb, mit oder ohne Stromung, sowie glänzendes, reines Schwarz.  Einfarbig weiß, rot, falb oder gestromt; mit oder ohne schwarze Maske. Einfarbig schwarze Hunde sind unerwünscht.

Gangwerk

Das Gangwerk soll kraftvoll, federnd und gleichmäßig sein. Eine leicht rollende Bewegung ist nicht fehlerhaft. Im Trab bewegen sich die Vorder- und Hinterläufe sich in einer geraden Linie. Der Trab soll raumgreifend sein und von vorne und hinten und der Seite gesehen idealerweise eine gerade Vorwärtsbewegung zeigen. Eine leicht nach innen versetzte Bewegung der Hinterläufe ist bei Hunden mit breiter Brust nicht fehlerhaft.
Im Galopp kann der Körper des Hundes eine diagonale Stellung, bezogen auf seine Vorwärtsbewegung,  einnehmen.

 Zuchtausschluß / Disqualifikationen

Atemgeräusche beim entspannt stehenden oder leicht beanspruchten Hund.
Unangemessene Agressivität oder unangemessene Ängstlichkeit und Scheu.
Nicht abgestiegene Hoden beim Rüden.

Schiefer Kiefer (wry mouth)
Rückbiß
Andere als schwarze Nasenfarbe (in den Jugendklassen wird bei Tieren mit starkem Weißanteil eine noch nicht ganz ausgefärbtem Nasenspiegel geduldet).
Andere als dunkle Augenfarbe.
Andere als die oben genannten Fellfarben, insbesondere Brand (black-and-tan, Rottweilerfarbe), Braun resp. schokoladenfarben (b), Blau u. schiefergrau (d), Lilac, Merle. .

Rüden über 50 cm Schulterhöhe (Stand 2010).
Hündinnen über 48 cm Schulterhöhe (Stand 2010).